Was ist eigentlich eine T-Shaped Person?

Nicht nur auf Spezialisierung sondern auch auf eine gesunde Portion Breitenwissen kommt es an.

Written by Patrick Schönfeld · 2 min read >
Fähigkeiten wie bunte Regenschirme: Eine Spezialfähigkeit umringt von einer Vielfalt von Fähigkeiten

In verschiedenen Facetten taucht hin und wieder der Begriff „T-Shaped Person“ auf.

Was ist das eigentlich?

Dazu eine kurze Geschichte: Vor einigen Jahren hatte ein junger Mann, der noch ziemlich am Anfang seiner Karriere stand, ein Mitarbeitergespräch. In diesem Gespräch erhielt er ein wertvolles Feedback: nämlich was ihm aus Sicht seines Gegenübers zum nächsten Schritt auf der Karrierestufe fehlte.

Das Feedback war durchaus nützlich, beinhaltete aber auch einen Vorschlag, der ihn zum Grübeln brachte. Sein Gegenüber nannte neben anderen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung auch den Punkt, ein „Steckenpferd“ zu entwickeln.

Der junge Mann sah sich aber als Generalist.

Im Gespräch fehlte ihm das Selbstvertrauen, etwas in der Art zu entgegnen, und so hinterließ das Gespräch ein schales Gefühl.

Einige Jahre später, die berufliche Laufbahn des jungen Mannes sollte sich ein wenig anders entwickelt haben als gedacht, fragte sich der junge Mann, wie dieses Gespräch wohl heute verlaufen wäre. Und er erkannte, dass sowohl er als auch sein damaliger Chef in gewisser Weise Recht hatten.

Heute würde man vermutlich vielen Berufsempfängern empfehlen, ein sogenanntes T-Profil zu entwickeln.

Und das besteht aus zwei Komponenten:

  1. Einem Grundpfeiler, der für das Steckenpferd des Mitarbeiters steht, also dem Bereich, der ihm am besten liegt und in dem er Wissen auf Expertenniveau entwickelt (und idealerweise kontinuerlich ausbaut).
  2. Einem darauf liegenden Querbalken, der nicht einfach nur für solides Grundlagenwissen, sondern bestenfalls für ein Breitenwissen in verschiedenen Bereichen steht.

Wenn wir als Beispiel einen Fachmann für Konfigurationsmanagement / Automatisierung nehmen, so könnte sein Spezialwissen beispielsweise durch Kenntnissse in den folgenden Bereichen ergänzt werden:

  • Kommunikation
  • System- und Netwerkarchitektur
  • Organisatorische Kenntnisse bis hin zu Projektmanagementmethoden
  • Betriebswirtschaftslehre
  • Die Fachdomäne der eigenen Kunden
  • Programmiersprachen oder sogar Entwicklerkenntnisse mit einem Verständnis für die Tools und Probleme
  • Anforderungsmanagement

Dabei geht es gerade nicht darum, in diesen Bereichen das selbe Tiefenwissen wie in seiner Spezialisierung aufzuweisen (was wohl kaum möglich wäre, ohne von allem ein bisschen aber nichts richtig zu können), sondern primär darum zusätzlich zur Spezialisierung ein gewisses Breitenwissen zu haben.

Dieses Breitenwissen kann letztlich helfen, auch im Wirkungsbereich der eigenen Fachrichtung / Spezialisierung wirksamer zu sein, weil:

  • das angeeignete Wissen dazu beiträgt, andere Fachrichtungen oder den Kunden besser zu verstehen und mit diesem wirksam zu kommunizieren
  • ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Probleme anderer Fachrichtungen (einschließlich der oft gescholtenen Business- und Projektmanagement-Leute) schließlich die Zusammenarbeit erleichtert
  • ein Breitenwissen ein neues Spektrum an Blickwinkeln auf verschiedene Sachverhalte ermöglicht, mit dem man unter Umständen zu anderen, vielleicht besseren Lösungsansätzen gelangen kann
  • unter gewissen Umständen auch Aufgaben übernommen werden können, für die sonst eine Übergabe an eine andere Partei oder Abteilung erforderlich wäre

Dieser letzte Punkt ist etwas, in dem die von vielen agilen Methoden geforderte Interdisziplinarität oft missverstanden wird: Nicht jeder im Team muss alles machen können, aber ein Team zusammenzustellen, das „alle Fähigkeiten vereint, um den Job erledigt zu kriegen“ wird eben einfacher, wenn beispielsweise ein Entwickler auch Tests entwerfen kann, die tatsächlich Anforderungen der Zielgruppe widerspiegeln. Oder wenn auch ein Product Owner oder Projektleiter einfache Akzeptanztests schreiben oder zumindest lesen kann.

Fast noch wichtiger oder sagen wir treffender ist aber eine Beschreibung, die ich kürzlich in einem Artikel zum Thema Design Thinking gelesen habe: nämlich „Offenheit, Interesse und Neugier gegenüber anderen Menschen, der Umwelt und anderen Disziplinen“.

Das ist nämlich in der Tat etwas, was uns alle in einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe weiterbringen und deshalb jedem gut zu Gesicht stehen würde: vom Vertriebler, über Programmierer, Datenbankspezialisten bis hin zur Geschäftsführung.

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