Zwei Pizzen für ein Halleluja

Kampf dem Social Loafing: Die Zwei-Pizza-Regel könnte zu besseren Meetings verhelfen.

Written by Patrick Schönfeld · 2 min read >
Pizza, Tomaten und Nudelholz

Im heutigen Artikel geht es um die Zwei-Pizza-Regel, eine Faustformel des Amazon-Gründers Jeff Bezos, das Phänomen des Social Loafings und warum es Sinn machen kann weniger Leute als ursprünglich geplant zu einem Meeting einzuladen.

„Schon wieder eine Einladung zu einem Meeting!“

Das ist dein erster Gedanke.

Wie so oft ist die Beschreibung des Termins relativ nichtssagend und eine vorab festgelegte Agenda gibt es nicht. Da kommt natürlich nicht gerade eine positive Erwartungshaltung oder gar Vorfreude für das Meeting auf. Immerhin eine Sorge weniger, denkst du, denn du musst (beziehungsweise: kannst) dich auf das Meeting ohnehin nicht vorbereiten. Und da es sich laut der Einladung um einen Pflichttermin handelt gehst du auch hin.

Was du nicht wusstest: beinahe die ganze Abteilung ist eingeladen.

Du betrittst mit leichter Verspätung den Konferenzraum und kannst glücklicherweise noch einen Stuhl ergattern. Nach und nach tröpfeln auch die anderen Teilnehmer des Meetings ein und mit einigen Minuten Verspätung kann das Drama beginnen.

Was wäre, wenn man alle Teilnehmer eines Meetings mit Pizza satt bekommen wollte?

Diese Frage stell ich nicht allein für den Überraschungseffekt, sondern um eine Faustformel vorzustellen, die zu besseren Meetings verhelfen könnte. Die Idee geht auf den Amazon-Gründer Jeff Bezos zurück, der einmal die (eigentlich für Teamgrößen gedachte) Zwei-Pizza-Regel aufgestellt hat.

Nach dieser Faustformel sollte jedes Team so klein sein, dass man es mit zwei Pizzen satt bekommen könnte.

Nun kann man sich darüber streiten, wie groß die Pizza sein muss, um überhaupt mehr als zwei Personen satt zu bekommen. Aber wenn wir das mal nicht so eng sehen, landet man bei einer „optimalen“ Teilnehmerzahl von circa 5 bis 9 Personen.1

Das ist natürlich auch abhängig von anderen Faktoren wie etwa der Art des Meetings (ist es eine Präsentation oder eher eine offene Diskussion), ob das Meeting von einem Moderator begleitet wird und ob die Teilnehmer sich auf das Meeting angemessen vorbereiten konnten. In der Praxis lässt sich allerdings tatsächlich oft beobachten, dass die Produktivität von Meetings bei steigender Teilnehmerzahl tendenziell abnimmt: die Meetings dauern oft länger als geplant und die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass alle Teilnehmer zu Wort kommen und dass alle Standpunkte und Ideen auf den Tisch gebracht und gehört werden.

Dabei besteht übrigens nicht nur das Risiko des erhöhten Zeitbedarfs sondern auch potenziell schlechterer Ergebnisse.

In der Sozialpsychologie ist nämlich das Phänomen bekannt, das die tatsächlich beigetragene Leistung von Einzelpersonen nachlässt, wenn sie sich als Teil einer Gruppe wähnen. Dieses Phänoment ist als „Social Loafing“ bekannt und Experimenten zufolge steigt das Risiko hierfür mit steigenden Gruppengrößen erheblich. Ein Grund hierfür soll sein, dass die Personen im Raum die Wahrscheinlichkeit geringer einschätzen, dass ihr Beitrag zum Ergebnis (ob nun positiv oder negativ) in irgendeiner Form Beachtung schenkt.

Wenn aber jeder nur ein bisschen bei der Sache ist, wie wahrscheinlich dürfte wohl das bestmögliche Ergebnis erzielt werden?

Bevor ihr das nächste Mal ein Meeting veranstaltet solltet ihr euch also tatsächlich einmal fragen, ob wirklich alle der angedachten Teilnehmer etwas zum Thema beitragen können oder selbst einen Nutzen aus dem Meeting beziehen können. Umgekehrt kann ich mich natürlich auch als potenzieller Teilnehmer fragen, ob ich etwas zum Meeting beitragen kann oder nicht.

Falls nicht, lohnt es sich nämlich die Teilnehmerliste zu überdenken, die Teilnahme am Meeting freiwillig zu machen oder als Teilnehmer einfach nicht an einem Meeting teilzunehmen („Vote with your feet„).

  1. An manchen Stellen wird von 5 bis maximal 12 Personen gesprochen, wobei ich aus meiner Erfahrung heraus sagen würde, dass es ab zweistelligen Teilnehmerzahlen bereits anfängt kritisch zu werden.

2 Replies to “Zwei Pizzen für ein Halleluja”

  1. Das ist richtig.

    Deshalb der Hinweis im Artikel, dass es auch von anderen Faktoren wie beispielsweise der Art des Meetings abhängig ist.

    Geht es beispielsweise nur darum über etwas zu informieren, das mehrere oder sogar Alle betrifft, kann ich natürlich auch mehr Leute eInladen. Aber darum ist es ja auch nur eine Faustformel und kein in Stein gemeißeltes Gesetz. 🙂

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